Die Tierkommunikation mit dem gerade 4-jährigen Wallach Cano führte ich durch, nachdem mir seiner Besitzerin Ela versichert hatte, ihn jetzt gekauft zu haben. Vorher hatte sie einige Monate lang nur einen Nutzungsvertrag für den Wallach. Sie hatte den Wunsch, aus Cano ein „Parelli-Pferd“ zu machen, denn ihr größter Wunsch war es, Parelli Instrukteurin zu werden und künftigen Kunden das Training von Pferden mithilfe von Knotenhalfer und Arbeitsseil, sowie Stick zu vermitteln. Leider machte Cano mit dieser Methode so gar keine Fortschritte. Ela wollte versuchen, mithilfe der Tierkommunikation Canos Arbeitsmoral zu stärken.
Erster Eindruck
Cano wirkt bei der Tierkommunikation freundlich und lieb. Ein sanfter, gutmütiger Wallach, er wirkt noch fast wie ein Fohlen. Er wirkt vor allem verunsichert und alleingelassen auf mich und ich frage mich, ob dies von den lange Zeit unklaren Besitzverhältnissen herrührt. Ein Hauch von Traurigkeit umgibt ihn und er wirkt in sich gekehrt. Er möchte gern gefallen, akzeptiert viel, ist aber nicht mit allem einverstanden, was er allerdings nicht so deutlich zeigt. Der stärkste Eindruck bleibt: Unsicherheit!
Wie empfindest du das Zusammensein mit Ela?
Cano zeigt mir Ela als braunhaarige Frau, schlank, mittelgroß, mit viel Energie. Sie verfügt über viel Durchsetzungskraft und ist kreativ. Sie bringt Cano viel bei, aber es geht ihm häufig zu schnell.
Cano mag es, wenn sie mit ihm entspannte Aktivitäten macht (Spazierengehen, Striegeln, Dinge erkunden, Grasengehen).
„Im Training habe ich Respekt vor ihr und manchmal setzt sie mich sehr unter Druck. Ich verstehe sie nicht richtig, dann verspanne ich mich und laufe einfach schneller. Das ist aber dann auch nicht richtig, wie sie mir dann zeigt. Ich mag es lieber, wenn Ela mit mir mitläuft. Ich gehe gern neben oder hinter ihr her.“
Bist du glücklich? Fehlt dir etwas oder hast du Schmerzen?
Glücklich ist er nicht. Er ist verwirrt und vermisst darüber hinaus sein früheres Zuhause noch immer. Ela empfindet er ambivalent. Einerseits ist sie lieb und freundlich zu ihm und schenkt ihm viel Beachtung. Andererseits übt sie bei der Arbeit häufig Druck auf ihn aus. Er weiß nicht, was Ela genau von ihm möchte. Er fühlt sich getrieben von ihr. Dann läuft er weg oder schweift ab.
Magst du die Art wie Ela dich trainiert? Knotenhalfter, Arbeitsseil und Stick, die Art wie sie mit dir am Boden arbeitet?
„Ich mag das Halfter nicht sehr, es tut auf der Nase weh. Das andere Halfter mag ich lieber. Ich mag nicht, wenn das Halfter an meinem Kopf zieht. Es geht immer um dieses Herkommen und Weggehen. Das ist anstrengend für mich. Warum soll ich immer weggehen? Ich verstehe es oft nicht. Es fällt mir schwer auf der kleinen Kreisbahn zu laufen.
Und der Stick? Verstehst du was er bedeutet?
(verlängerter Arm von Ela?)
„Ja das verstehe ich. Wenn sie mich damit abstreicht ist es o.k. Aber wenn sie mich damit wegschickt, habe ich manchmal etwas Angst.“
Cano hat bis jetzt noch keine rechte Freude an der Parelli Arbeit gefunden. Er mag es nicht sonders und zeigt das mit Verwirrung und langsamem Lernen und Verspannung.
Ela möchte, dass du versuchst, beim longieren den Kopf in allen Gangarten Richtung Boden zu nehmen um den Rücken aufzuwölben.
Cano versteht das auch nicht. Die Bilder, die ich ihm vorstelle, passen nicht zu seinen derzeitigen Fähigkeiten, zu seinem Körperbewusstsein und auch nicht auf die Methode, in der er ausgebildet wird. Seinen Kopf versucht er vor dem Knotenhalfter wegzubringen. Ein fallengelassener entspannter Hals jedoch braucht einen vertrauensvollen Kopf, der weiß, dass man nicht an ihm ruckt.
Das Vorwärtsabwärts kann er sicherlich lernen, auch das Rücken hochwölben. Aber das geschieht nur aus der Losgelassenheit heraus, nicht aus der Anspannung.
Ich bitte Cano, mich spüren zu lassen, wie es sich anfühlt auf der rechten Hand. Canos linke Körperseite, vor allem der Hals, fühlt sich verkürzt an und spannt. Es fällt ihm schwer, sich auf die Kreisbahn zu stellen oder biegen. Er ist offensichtlich links hohl und rechts fest. Auf kleiner Kreisbahn fällt es ihm extrem schwer, so zu laufen. Er neigt zu Verspannungsschmerzen im Hals.
Nachtrag
In der Tierkommunikation mit Cano erlebe ich, wie sich die Parelli Methode der Bodenarbeit („7 Spiele“) für ein Pferd anfühlen kann. Dabei geht es darum, das Pferd am Knotenhalfter und Arbeitsseil mit Einsatz des Sticks (einer festen langen Gerte) dazu zu bringen, sich unterwürfig zu verhalten und in unmittelbarer Nähe des Menschen am Boden auf jede kleinste Anzeige schnell zu reagieren. Sonst folgt ein Ruck oder ein Schlag. Zuerst sanft, dann immer fester.
Cano fühlt sich einfach nur gejagt und geschickt. Er fühlt sich gedemütigt und unterworfen. Er stolpert herum und fühlt sich mies. Es wirkt auf mich wie ein Kampf (vielleicht hat mir Cano eine besonders schlechte Trainingseinheit gezeigt).
Er kann so kein Vertrauen zu Ela aufbauen. Sein Selbstwertgefühl schwindet. Er ist auf dem Weg, sich zu einer Marionette zu entwickeln. Das Vorgehen entspricht nicht der Leichtigkeit und Freundlichkeit, die eigentlich von Cano ausgeht und die er sich wünscht.
Auf mich wirkt Cano wie ein einfaches braves Pferd ohne Hintergedanken. Für ihn wäre eine klassische, freundliche Ausbildung mit klaren und ruhigen Routinen vermutlich passender, sowie eine Ausbildungszeit, in der er mit anderen Pferden zusammen viel am langen Zügel ins Gelände geritten wird.
Kurz nach der Tierkommunikation erfahre ich, dass Cano zurück an den Verkäufer gegeben wurde, damit er eine „professionelle Ausbildung“ bekommt. Offenbar war Cano für Elas Trainingsexperimente nicht das richtige Objekt und sie wollte für dieses Pferd von ihrem Vorhaben nicht abkommen.